Das stille Leid der Pferde
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Pferde – majestätische Geschöpfe, die seit Jahrtausenden an der Seite des Menschen stehen. Sie haben Kriege überlebt, Ernten eingefahren und als treue Gefährten unsere Herzen erobert. Doch in der heutigen Zeit wird ihre Eleganz und Kraft oft auf eine Weise ausgenutzt, die wenig mit Respekt und Wertschätzung zu tun hat. Hinter der glänzenden Fassade des Reitsports und der Pferdehaltung verbirgt sich oftmals ein stilles Leid.
Die Qual der nicht artgerechten Haltung
Pferde sind Fluchttiere, die in der freien Natur in sozialen Herden leben und weite Strecken zur Nahrungsaufnahme zurücklegen. Eine artgerechte Haltung erfordert Platz, Bewegung und soziale Kontakte. Doch die Realität sieht häufig anders aus:
Enge Boxenhaltung: Viele Pferde verbringen den Großteil ihres Lebens in engen Stallboxen, ohne ausreichend Bewegung oder Kontakt zu Artgenossen. Die fehlende Stimulation führt zu Verhaltensstörungen wie Weben oder Koppen.
Ungeeignete Futterpraktiken: Anstatt den ganzen Tag über Heu zu fressen, wie es ihrer natürlichen Lebensweise entspricht, erhalten viele Pferde wenige, große Mahlzeiten, was zu Verdauungsproblemen und Stress führen kann.
Isolierung: Sozialkontakte sind essentiell für das Wohlbefinden von Pferden. Einzelhaltung ohne Möglichkeit zur Interaktion mit anderen Pferden ist jedoch weit verbreitet.
Der Druck des Reitsports
Im Reitsport – ob klassisch oder Western – werden Pferde oft wie Sportgeräte behandelt. Die natürlichen Bedürfnisse der Tiere treten in den Hintergrund, wenn es um Sieg und Leistung geht.
Klassisches Reiten: In der Dressur wird von Pferden verlangt, unnatürliche Bewegungen auszuführen, die oftmals mit Schmerzen und Zwang einhergehen. Rollkur, eine extreme Form der Anlehnung, ist ein umstrittenes Beispiel für solche Praktiken.
Westernreiten: Auch hier gibt es problematische Methoden wie das sogenannte "Tie-Down", bei dem der Pferdekopf stark nach unten fixiert wird, oder "Spurring", bei dem spitze Sporen exzessiv eingesetzt werden.
Pferderennen: Eine Disziplin, die Pferde oft bis zur Erschöpfung treibt, häufig begleitet von schweren Verletzungen oder sogar dem Tod.
Die Überforderung durch intensives Training, schlechte Ausrüstung und mangelnde Regeneration führt zu physischen und psychischen Problemen. Viele Pferde leiden an chronischen Schmerzen, insbesondere im Rücken und in den Beinen.
Schädliche Traditionen
Traditionelle Praktiken wie das Beschlagen der Hufe oder die Verwendung von scharfen Gebissen werden oft ohne Rücksicht auf die langfristigen Auswirkungen angewendet. Hinzu kommen fragwürdige Zuchtpraktiken, bei denen auf ästhetische Merkmale statt auf Gesundheit und Vitalität geachtet wird. Beispiele sind überzüchtete Araber mit extrem konkaven Nasenrücken oder Quarter Horses mit überdimensionierten Hinterhandmuskeln, die unter genetisch bedingten Erkrankungen leiden.
Hoffnung durch Lebenshöfe
Doch es gibt auch Hoffnung. Projekte wie die "Pony-Arche" in Dortmund, die von Tatjana Kirschke vor über 18 Jahren gegründet wurde, bieten Pferden und Ponys ein neues Zuhause. Auf diesem Lebenshof finden alte, kranke und gerettete Tiere Zuflucht und können ihr Leben in Würde verbringen. Solche Initiativen zeigen, dass es Alternativen gibt, die auf Empathie und Respekt basieren. Sie sensibilisieren die Öffentlichkeit für die Missstände in der Pferdehaltung und geben den Tieren eine Stimme.

Es liegt an uns, das stille Leid der Pferde zu beenden – durch bewusste Entscheidungen, mehr Aufklärung und Unterstützung für Projekte wie die Pony-Arche. Denn jedes Pferd verdient ein Leben voller Würde und Freiheit.